,,Die DDR war keine Demokratie, sie war eine Diktatur“ - Peer Lorenzen & Petra Fahrenkrog
Der Einfluss von Überwachung und politischer Kontrolle auf DDR- und BRD-Bürger
Vorstellung Peer
Peer, ein westdeutscher Schüler, besuchte im Herbst 1987 mit seinem Politikkurs für eine Woche die DDR. Während dieser Reise erlebte er die strengen Kontrollen an der Grenze, die ideologische Prägung der DDR-Bürger durch Propaganda und allgemein die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.
Zusammenfassung Peer
Direkt bei der Einreise in die DDR wurden zwei Mädchen aus Peers Gruppe beim Grenzübergang Lübeck-Schlutup von Grenzbeamten kontrolliert. Den Schülern wurde vorher schon gesagt, dass man bei den DDR-Zöllnern nicht lachen oder sonst irgendwie Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll, da diese sonst ihre Macht ausübten und die Kontrolle dann bis zu einem Tag dauern konnte. In der DDR selbst besuchte Peer mit seinen Freunden sogenannte Transitläden, in denen nur mit westdeutschen D-Mark bezahlt werden konnte. Das westdeutsche Geld war allgemein mehr wert als das ostdeutsche Geld, was die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Ost und West verdeutlichte. Peer war mit seinem Politikkurs außerdem bei einer KZ-Gedenkstätte, wo starke Propaganda, insbesondere gegen Westdeutschland, betrieben wurde. Einen besonderen Eindruck haben bei ihm aber die Jugendlichen hinterlassen, mit denen er über Politik reden wollte. Dies klappte nicht, da die Jugendlichen von einer starken politischen Ideologie geprägt waren. Jedoch interessierten sie sich für westliche Musik, weshalb sie Peer baten, ihnen Kassetten zuzusenden. Wichtig hierbei war jedoch, dass diese Kassetten nicht per Post zu ihnen nach Hause geschickt wurden, da dies sonst Konsequenzen für die Familie hätte. ¹
Vorstellung Petra
Petra wurde in Wismar geboren und ist somit in der DDR aufgewachsen. In ihrem Interview erzählt sie sowohl von politischen und wirtschaftlichen Strukturen als auch von gesellschaftlichen Mustern und der Propaganda des Staates.
Zusammenfassung Petra
Das Interview beginnt damit, dass Petra klarstellt, dass die DDR keine Demokratie war, sondern eine Diktatur. Die politische Macht lag nicht, wie häufig propagiert, bei der arbeitenden Gesellschaft, sondern bei einer einzelnen Partei, der SED. Zwar gab es andere Parteien, sogenannte Blockparteien wie die LPDP, diese hatten aber keinen parlamentarischen Einfluss und die Wahlen waren auch nicht wirklich frei. Die SED hatte großen Einfluss auf Bereiche wie Erziehung, Berufswahl oder sogar Wohnungssuche. Bereits im Kindergarten wurde sozialistisch erzogen, und später in der Schule gab es Mitgliedschaften wie die in der FDJ. Diese galten zwar offiziell als freiwillig, aber einen gewissen Zwang gab es trotzdem, denn ohne diese Mitgliedschaft war eine sich lohnende Karriere schwer möglich. Auch das Studieren war nicht ganz einfach. Wer einen Studienplatz wollte, musste auf Kriterien wie Engagement in der Politik oder die Situation auf dem Arbeitsmarkt achten. Das Recht auf Arbeit hatte hierbei aber jeder, und es bestand sogar eine Arbeitspflicht. Wer nicht arbeitete, bekam keine finanzielle Unterstützung oder erhielt im schlimmsten Fall eine Geld- oder Gefängnisstrafe. Petra sagt, dass es durch die ständige Propaganda und Überwachung, die bereits im Kindergarten beginnt, schwer ist, ein eigenständiger, mündiger Bürger zu sein, der seine Interessen vertritt. ²
Fazit
Die Berichte von Peer und Petra machen deutlich, wie stark die politische Erziehung und sozialistische Propaganda das Leben der Menschen in der DDR beeinflussten. Schon in der Kindheit begann die ideologische Prägung mit dem Ziel, eine Bevölkerung heranzubilden, die dem Staat treu war. Dadurch fiel es vielen schwer, eine eigene, unabhängige Meinung zu entwickeln bzw. den Mut aufzubringen, ihre eigene Meinung kundzutun. Dazu kam, dass die DDR-Bürger nicht wussten, ob Freunde oder Familie vielleicht für die Stasi arbeiteten. Dadurch trauten sie sich noch weniger, ihre eigentlichen Interessen und Meinungen offen auszusprechen. Die Menschen hatten Angst, dass ihr Ruf geschädigt werden könnte, wenn sie sich nicht an das System hielten. Gleichzeitig versuchte das Regime, westliche Einflüsse zu unterdrücken. Dies zeigt sich besonders an den Jugendlichen, denen Peer begegnete: Obwohl sie mit der Ideologie der DDR aufwuchsen, interessierten sie sich heimlich für westliche Musik und Kultur. Die Überwachung und das Verbot solcher Einflüsse verdeutlichten die Angst der Regierung, ihre Kontrolle über die Gesellschaft zu verlieren. Durch ein System aus politischer Erziehung und ideologischer Kontrolle wollte die DDR ein geschlossenes Gesellschaftsbild bewahren. Dennoch sehnten sich viele Menschen nach mehr Freiheit und westlicher Kultur. Die Erlebnisse von Peer und Petra zeigen, dass politische Manipulation zwar einen starken Einfluss auf das Denken der DDR-Bürger hatte, aber nicht verhindern konnte, dass sich viele nach Alternativen umsahen und Wege fanden, um Zugang zu verbotenen, aus dem Westen kommenden Inhalten zu bekommen. Auch in der BRD sorgte die Überwachung durch die DDR für große Aufruhe, nachdem Bundeskanzler Willy Brandt wegen ostdeutscher Bespitzelung zurücktrat. Obwohl Willy Brandt viel mit der DDR zusammenarbeitete, wurde er von der Stasi bespitzelt. Die Stasi drang in einen der wichtigsten Bereiche der BRD ein - genau wie sie in die Privatsphäre der DDR-Bürger eindrang. Dies verdeutlicht, dass die Überwachung durch die DDR nicht nur das Leben ihrer eigenen Bürger kontrollierte, sondern auch aktiv die Politik der BRD beeinflusste.
¹ Quelle: Zeitzeugeninterview, Peer Lorenzen, 26.01.2025.
² Quelle: Zeitzeugeninterview, Petra Fahrenkrog, 05.02.2025.
Transkript




