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,,Es brach fast alles zusammen“ - Steffen K. & Brigitte B.
Wahrnehmung verschiedener Generationen von der Grenze

Die Wahrnehmung der Grenze und die Reflektion dieser. Genau dazu haben wir Steffen K. und Brigitte B. interviewt, um eine bessere Einsicht in die damaligen Erfahrungen und Erlebnisse, sowie die heutige Sicht, zu bekommen. Steffen K. wurde 1970 in Rostock geboren und lebt nun seit 2003 in Hamburg. Brigitte wurde 1942 in Peenemünde geboren und lebt nun in Stubbendorf. Beide sind eher positiv gegenüber der DDR eingestellt, dies konnten wir durch die verschiedenen Fragen in unseren Interviews feststellen. Auch klar wird die Einstellung zur damaligen Grenze sowie die Grenze in unseren Köpfen. Im Video haben wir die Interviews kurz für euch zusammengefasst. (Die Stimmen sind nachgesprochen, um Anonymität zu wahren.) 

Fazit

Trotz des Altersunterschiedes von knapp 30 Jahren, haben Steffen und Brigitte eine relativ ähnliche Meinung über die DDR. Beide mochten die soziale Struktur der DDR sehr, obwohl sie unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben. Durch das hohe Alter von Brigitte, hat sie ein viel längeres Leben in der DDR, während in Steffens 19. Lebensjahr Deutschland bereits wieder vereint wurde. Brigitte hatte somit also ebenfalls einen besseren bzw. längeren Einblick in die Arbeits- beziehungsweise Wirtschaftlichen Welt der DDR. Steffen hat sich durch die Grenzöffnung gefühlt, als hätte er seine Heimat verloren. Dennoch war für ihn der Übergang in die BRD einfacher, als für Brigitte, die fast ihr ganzes Leben in der DDR verbracht hat. In heutiger Zeit fehlt ihnen die Sicherheit und auch das soziale Miteinander sehr, beide Berichten, dass dies in der DDR stärker ausgeprägt war. Sie empfanden die DDR als sehr positiv, da der Kontrast zur heutigen Zeit sehr groß ist. Beide berichten auch, dass man auch heute noch die Auswirkungen von West und Ost spürt, beispielsweise bei den Verdienstmöglichkeiten. Abschließend kann man also sagen, dass beide zwar unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben, sich ihre Rückblickende Meinung aber teilen.

Transkripte

Fragen:

 

1. Wer bist du?

2. Wie alt bist du?

3. Wo wohnst du jetzt?

4. Wie lange hast du in der DDR gelebt?

5. Wie war das Leben in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland?

6. Welche kulturellen Unterschiede gab es zwischen Ost- und Westdeutschland?

7. Wie empfandest du das Wirtschaftssystem der DDR?

8. Wie empfandest du die Politik der DDR?

9. Vermisst du etwas aus der DDR? Wenn ja was?

10. Bist du direkt nach der Mauer Offnung rüber gegangen/gefahren?

11. Was war dein 1. Eindruck vom Westen?

12. Wie hat sich dein Leben nach dem Mauerfall geändert?

13. Wie hat die Grenze dein Leben und deine Perspektive auf die Welt beeinflusst? Wie präsent waren die Grenzsoldaten im Alltag der Menschen? Hast du heute noch das Gefühl, dass mentale Grenzen zwischen Ost und West existieren?

 

Transkript Steffen K.:

 

1. Steffen K., geboren 1970 in Rostock, Abschluss 10. Klasse der Politechnischen Oberschule ( meines Erachtens nach fälschlicherweise als heute "Mittlere Reife" angesehen) . Dann Ausbildung zum Konditor in einem Großbetrieb.

 

2. 54

 

3. Hamburg seit 2003

 

4. Entsprechend also ca 18 Jahre, da ich Ende 1970 geboren wurde. 1991 kurze Saisontätigkeit auf Sylt, Ausbildung 1994 - 96 zum Physiotherapeuten in Mainz, bis 2003 dann in den neuen Bundesländern (Meck-Pomm)

 

5. Deutlich sozialerer Umgang untereinander, keine Ellenbogen- Gesellschaft, einer war für den anderen da. Keine Arbeitslosigkeit, keine Obdachlosen. Damit mein vllt. etwas postiveres Bild der DDR verstehen kannst. Ich bin von meinen Eltern im Sinne dieses Staates erzogen worden, beide Parteimitglied der SED ich selbst habe mit 18 ebenfalls einen Aufnahmeantrag gestellt. Ich persönlich habe mich auch nie eingesperrt gefühlt und/ oder Ungerechtigkeit erlebt oder erfahren. Das kam dann alles nach der "Wende"! Zu

 

6. Kann man auch mit Frage 5 beantworten. Ansonsten gibt es auch Mentalitätsunterschiede zwischen Nord und Süd oder Hamburg und München. Ich bin eben ein echter Nord(ost)Deutscher. Also sind mir keine großartigen kulturellen Unterschiede aufgefallen, vllt könntest du da konkreter werden!?

 

7. Es war alles da was die Grundbedürfnisse angeht. Ich hätte mir gern etwas mehr Mitbestimmung durch die Bevölkerung gewünscht und nicht das dem 5 Jahrplan folgend immer das selbe produziert wird. Grundnahrungsmittel und Mieten und Waren des täglichen Bedarfs waren billig. "Luxusgüter" z.B. Fernseher , Radios dafür teurer. Baumaterialien waren größtenteils nur über Beziehungen erhältlich und die Wartezeit auf Autos ist dir bestimmt bekannt

 

8. Eine auf Frieden und Völkerverständigung ausgerichtet Politik. Ein Motto war z.B. " von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen" . Unterstützung von Ländern der "3.Welt", natürlich im sozialistischem Sinne. Es wurde dabei bestimmt auch nicht ganz uneigennützig gedacht. Innenpolitisch habe ich nie Repressalien erlebt, nur vom Hörensagen hinter vorgehaltener Hand. Es hieß ja immer: "zum Wohle des Volkes"

 

9. Ne ganze Menge! Vernünftige soziale Einrichtungen wie Kinderkrippe/Kindergarten wirklich für jedes Kind und Gesundheitsversorgung, vernünftige und einheitliche Schulbildung, soziale Gerechtigkeit also z.B. Chancengleichheit für alle, preisgünstige kulturelle und sportliche Angebote.

 

10. Wie ist das gemeint? Das erste mal "west"deutschen Boden habe ich am 26.11.89 betreten. Dann erstmal nur "besuchsweise" zum sportlichen Austausch und Wettkämpfe im Sportverein. Dann wie vorhin geschrieben 3 Monate auf Sylt gearbeitet, dann ab 94 für 2 Jahre Mainz. Meinen kompletten Lebens-Mittelpunkt erst 2003 in Hamburg.

 

11. Bunt, hell, grell. Erstmal/ anfangs sehr nette Menschen, vor allem auch im Straßenverkehr! Aber auch hektischer! damals!!! Hektischer auf das Leben bezogen, da noch nicht auf den Straßenverkehr

 

12. Neue berufliche Perspektive bis hin zur Selbstständigkeit. Neue Freunde in den alten Ländern. Natürlich kann die Reisefreiheit nicht ausser Acht lassen. Bei mir gab es ganz lange finanzielle Unsicherheit, da im "Osten" immer noch geringere Gehälter und Löhne gezahlt werden, die Lebenshaltungskosten aber genau wie im Westen sind ( Aldi, Lidl und Co haben dort die gleichen Preise wie in Hamburg). Das war auch der Grund weshalb ich nach HH gegangen bin, nicht weil HH so eine schöne Stadt ist! Im Herz werde ich wohl immer Rostocker bleiben. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, ich habe es damals so empfunden, eine/meine Heimat verloren zu haben. Es war auch mir klar, mit dem Aufkommen der Bürgerbewegung, das sich etwas ändern muß. Auch das war ein Grund weshalb ich in die Partei eintreten wollte, um von innen heraus etwas zu verändern. Ich bezeichne die Vereinnahmung der DDR immer als " Minderwertigkeitskomplex" der DDR-Bürger, alleine schaffen wir das nicht, wir brauchen den grossen Bruder im Westen! Oder war es doch nur die schnelle D-Mark und Bananen...?

Transkript Brigitte B.:

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