Fazit
„Inwiefern wirkte sich die deutsch-deutsche Grenze auf das Umfeld der KGS aus und welchen Einfluss besitzt diese auch heute noch?"
Die deutsch-deutsche Grenze hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das Umfeld der KGS, sowohl während der Zeit der Teilung als auch nach dem Mauerfall. Geografisch gesehen war Reinfeld als Grenzregion direkt betroffen, was sowohl die soziale als auch die politische Realität der Menschen vor und nach der Wiedervereinigung prägte.
Während der Zeit der Teilung war die Grenze nicht nur eine physische Barriere, sondern auch ein ideologisches Konstrukt, welches das tägliche Leben der Menschen beeinflusste. Reinfeld, als Grenzregion, war besonders betroffen, da viele der dort lebenden Menschen direkte Verbindungen zur DDR hatten, sei es durch Familie oder Freunde. Die Grenze trennte nicht nur geographisch, sondern auch psychisch, indem der Zugang zu Informationen, zu Handel und zu sozialen Kontakten erschwert wurde. Die Menschen in der DDR lebten in einem stark überwachten und kontrollierten System, welches von Zensur und politischer Unterdrückung geprägt war. Die Zeitzeugin Inge Schumacher beschreibt diese Zeit als eine Phase der ständigen Kontrolle, in der persönliche Freiheit stark eingeschränkt war. Außerdem betont sie, dass die Demokratie, wie sie heute existiert, nicht selbstverständlich ist. Sie appelliert diese zu schützen und nicht leichtfertig zu gefährden, da sie aus einer Zeit stammt, in der die Menschen unter einer Diktatur lebten, und sie weiß, wie schnell diese Freiheit wieder verloren gehen kann: „Eine Diktatur, wie beschrieben, ist nur schwer auszuhalten, aber ich bin sicher, dass die Menschen auch immer die Kraft und das Vermögen besitzen, dem Leben trotzdem Fröhlichkeit und Optimismus abzugewinnen. Jedoch muss ich sagen, dass sich eine Schwächung der Demokratie beobachten lässt, das sehe ich mit großer Sorge." Dieses Zitat untermauert, wie die Menschen, die in der DDR-Diktatur lebten, das heutige System der Demokratie als wertvoll empfinden und besonders darauf achten, diese zu schützen und nicht als selbstverständlich zu betrachten.
Eine weitere Zeitzeugin Edda Niebuhr erwähnte wiederum, dass das Leben in der DDR, wenn man sich nicht kritisch gegenüber der Regierung äußerte, in vielerlei Hinsicht „normal“ und angenehm war. „Es war nicht alles schlecht“, meinte sie im Interview, dies weist auf eine differenzierte Sichtweise auf die DDR hin. Für einige Bürger war das Leben in der DDR, abgesehen von den politischen Einschränkungen und der Überwachung, von stabiler sozialer Sicherheit und regelmäßigen Urlaubsmöglichkeiten geprägt. Insbesondere liegt hierbei die Betonung auf den Freizeitangeboten wie Erholungsorte, Kultur und Sport. Diese Angebote gaben vielen das Gefühl, ein erfülltes Leben führen zu können.
Außerdem stellt sie fest, dass sie ihre Zeit in der DDR nicht bereut und diese nicht nur negativ beurteilt, was darauf hinweist, dass der Einfluss der DDR auf das persönliche Leben nicht nur von Enttäuschung, sondern auch von positiven Erinnerungen geprägt war.
Auf der anderen Seite erlebten die Bürger in der BRD die Grenze als Symbol der Trennung und des ideologischen Gegensatzes. Die BRD galt als Land der Freiheit und des Wohlstands, im Gegensatz zur DDR, die von Mangelwirtschaft und politischer Repression geprägt war. Volker S., ein weiterer Zeitzeuge, erzählt, dass er die DDR nie als Teil von Deutschland wahrnahm und die Grenze für ihn eine physische und psychische Barriere war, die vor allem ideologische Unterschiede darlegte.
Die westdeutsche Perspektive betonte die Freiheit des Einzelnen und die Vielfalt der Möglichkeiten, die der Westen bot. Dies erkennt man in der Erzählung von Volker S., in welcher er sich daran erinnert, wie er eine Banane in den Osten brachte, um sie den Menschen dort zu überreichen. Eine symbolische Geste, ein einfacher, aber kraftvoller Ausdruck der Freiheit, die der Westen genoss, im Gegensatz zur Isolation des Ostens.
Mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung 1989 verschwanden die physische Barriere zwischen Ost- und Westdeutschland. Dennoch sind die Auswirkungen der Grenze auf das Umfeld der KGS und die Wahrnehmung des historischen Konstrukts auch heute noch spürbar. Besonders in Reinfeld, wo viele Menschen der älteren Generation noch direkte Erfahrungen mit der Grenze gemacht haben. Die Erfahrungen der Trennung beeinflussen heute die Wahrnehmung der Demokratie und Freiheit. Inge Schumacher warnt in ihrem Interview, dass die Freiheit, die heute in Deutschland herrscht, keineswegs selbstverständlich sei und jederzeit gefährdet sein könnte. Diese Erfahrung der politischen Unterdrückung in der DDR führt dazu, dass insbesondere die ältere Generation die Bedeutung von Demokratie und Freiheit heute als besonders wertvoll und schützenswert empfindet.
In der Region um die KGS herum, und besonders in Reinfeld, sind die Erinnerungen an die Grenze nach wie vor präsent. Sie sind ein Teil der gemeinsamen Erinnerung, sei es in Gesprächen in Familien oder in der Gesellschaft. Auch wenn die physische Grenze nicht mehr existiert, prägen die Erfahrungen der Teilung und die damit einher gehenden ideologischen Unterschiede weiterhin die Wahrnehmung und das Verständnis der Menschen. Dies hat auch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander, da die Menschen, die die Trennung und den Mauerfall direkt erlebt haben, die politische Situation heute mit einer besonderen Sensibilität betrachten.
Die deutsch-deutsche Grenze hatte weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Umfeld der KGS. Sie beeinflusste die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ost und West, trennte Familien, Freunde und veränderte die Wahrnehmung von Freiheit und Wohlstand. Auch nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung bleiben die Auswirkungen dieser Teilung spürbar, insbesondere in der Wahrnehmung der älteren Generation. Die Erinnerung an die Grenze und die Erfahrungen der Trennung zeigen uns die Bedeutung von Demokratie und Freiheit, welche heute geschützt und insbesondere geschätzt werden müssen, damit eine Wiederholung der Vergangenheit nicht geschieht. Die Grenze findet sich somit nicht nur in unseren Geschichtsbüchern wieder, sondern ihr Einfluss in unserer Region ist auch heute noch zu spüren.